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Nostalgische Wanderungen entlang des Nils nach Nubien & Sudan

Copyright © Theodor Háry 2022 ►

Abb. 1. Ibn Battuta in Ägypten. Fantasiezeichnung von  Hippolyte Leon Benett im Jules Verne’s “Découverte de la terre”, Paris 1878 (wahrscheinlich inspiriert durch die Ruinen des Hathor Tempels von Dendera).

Auf den Spuren Ibn Battutas

Der größte Musafir des Islams und sein Bericht über Oberägypten, Nubien und Sudan

“Von dort reiste ich in die Stadt Ikhmim [heute Achmim]. Der Ort ist solide gebaut und von imposanter Erscheinung. Hier ist Berba [altägyptischer Tempel], das unter dem Namen der Stadt bekannt ist [Heiligtum des ithyphallischen Gottes Min]. Es ist aus Steinen gebaut und im Inneren befinden sich Skulpturen und Schriften [Hieroglyphen] der Alten, die heute nicht mehr verstanden werden, darüberhinaus Bilder von Sphären und Sternen [Zodiak].

 

Man behauptet, dass es gebaut wurde, als der fliegender Adler [النسر الطائر an-Nasr aṭ-Ṭāʾir] im Zeichen des Skorpions stand [metaphorische Anspielung auf sein hohes Alter]. Es enthält auch Bilder von Tieren und anderen Dingen, und die Menschen erzählen eine Reihe phantasievoller Geschichten. Es nicht nötig ist zum Thema dieser Bilder zu verweilen.

 

In Ikhmim war ein Mann, der als Prediger bekannt war. Er befahl die Zerstörung eines dieser Berbas und baute mit seinen Steinen ein [islamisches] Konvent. Er war ein wohlhabender Mann und für seine liberale Wohltätigkeit bekannt war. Seine Kritiker sagen, dass er sein Reichtum erworben hat, indem er dieses Berba ständig heimsuchte.

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In dieser Stadt habe ich im Konvent [Tekke, der Sitz einer Sufi-Bruderschaft] des Shaikh Abu’l-‘Abbas b. ‘Abd az-Zahir angehalten, in dem sich das Grab seines Großvaters ‘Abd az-Zahir befindet. Er hat mehrere Brüder, Nasir ad-Din, Majd ad-Din und Wahid ad-Din. Es ist ihre Gewohnheit, sich nach dem gemeinsamen Freitagsgebet mit dem Prediger Nur ad-Din, von dem ich gerade gesprochen habe, zusammenzutreffen. Seine Söhne, der Qadi der Stadt (der Jurist Mukhlis) sowie andere führenden Bürger versiegeln den Koran und rezitieren bis zum Nachmittagsgebet Loblieder auf Gott. Wenn sie diese Gebete beendet haben, lesen sie das Kapitel “Die Höhle” [18. Sure des Koran]. Danach zerstreuen sie sich. Ich setzte meinen Weg von Ikhmim in die Stadt Hu fort. Es ist eine große Stadt am Nilufer, in der ich im Konvent von Taqi ad-Din ibn al-Sarradsch übernachtet habe. […]

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Ich reiste von dort in die Stadt al-Aqsur [Luxor]. Ein hübscher kleiner Ort mit dem Grab des frommen Asketen Abu’l- Hajjaj al-Aqsuri, neben dem sich ein Konvent befindet. Dannach weiter in die Stadt Armant, ein kleiner Ort mit Obstgärten, am Ufer des Nils gebaut. Ich war der Gast des dortigen Kadi, habe aber seinen Namen vergessen. Von dort setzte ich meine Reise in die Stadt Asna [Esna] fort. Sie ist eine große Stadt mit breiten Straßen und riesigen Vorräten, mit zahlreichen religiösen Häusern, Hochschulen und Moscheen. Sie besitzt gute Basare und gut sortierte Obstgärten. Ihr Kadi ist der Grand Kadi Shihab ad-Din b. Maskin, der mich nicht nur an seiner eigenen Gastfreundschaft und Freiheit teil haben ließ, sondern mich auch an seine Stellvertreter weiterempfahl. Unter den Würdigen gab es die Frommen Scheich Nur al-Din ‘Ali und der fromme Scheich ‘Abd al-Wahid al-Miknasi, derzeit Vorgesetzter des Konvents in Qus.

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Ich fuhr von dort weiter in die Stadt Adfu [Edfu]nach Asna [Esna], zwischen beiden beträgt die Reise einen Tag und eine Nacht durch die Wüste. Bei Adfu überquerten wir den Nil nach Stadt al-‘Atwani. Hier mieteten wir die Kamele und machten uns auf den Weg mit einer Gruppe von Arabern, bekannt als Daghim (oder Dughaim). Wir zogen durch eine Wüste ohne Siedlungen, aber sie war ziemlich sicher zum Reisen.

 

Auf dem Weg machten wir einen Halts und schlugen unser Lager in Humaithira auf. Im Ort ist das Grab des Heiligen Abu’l-Hasan al-Shadhili, dessen wundersame Vorhersage, dass er an diesem Ort sterben würde, oben erwähnt wurde. Der Ort ist verseucht mit Hyänen, und in der Nacht unseres Aufenthaltes waren wir ständig damit beschäftigt, sie zu vertreiben. Einer der Tiere kam an mein Gepäck, riss einen Kamelsack auf, der darunter war, holte ein kleines Häutchen mit Datteln heraus und machte es ab damit. Als wir am nächsten Morgen aufstanden, fanden wie die Haut in Stücke gerissen und Großteil des Inhalts wurde gefressen.

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Endlich, nach fünfzehntägiger Reise [durch die Wüste] erreichten wir die Stadt ‘Aidhab, eine große Stadt, gut versorgt mit Fisch und Milch. Datteln und Getreide werden aus Oberägypten importiert. Seine Bewohner sind die Elia, schwarzhäutige Menschen, die sich in gelbe Decken hüllen und Stirnbänder tragen, jedes etwa fingerbreit um den Kopf. Sie geben den Töchtern keinen Anteil an ihrem Erbe. Ihre Nahrung ist Kamelmilch und sie reiten auf Mahri-Dromedaren, die sie mit dem Namen Suhb nennen.

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Ein Drittel der Stadt gehört [dem Sultan von Ägypten] al-Malik al-Nasir, und zwei Drittel dem König der Bujah, der al-Hadrabi genannt wird. In der Stadt ‘Aidhab gibt es eine Moschee, al-Qastallani gewidmet, berühmt für seine Kraft des Segens. Ich habe sie gesehen und sie besucht, um von ihrem Segen zu profitieren. In dieser Stadt leben auch der fromme Scheich Musa und der alte Scheich Muhammad al-Marrakeschi, der erklärte, er sei ein Sohn von al-Murtada, dem [Almohaden] König von Marrakesch, und dass er fünfundneunzig Jahre alt ist.

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Als wir ‘Aidhab erreichten, fanden wir diesen al-Hadrabi, den Sultan der Bujah. Er war in Feindseligkeiten mit den Türken verwickelt, versenkte ihre Schiffe und die Türken waren geflohen. Es war uns unmöglich, die See zu überqueren, also verkauften wir unsere Vorräte und kehrten mit den Arabern, von denen wir die Kamele angeheuert hatten, zurück nach Oberägypten. Wir kamen zurück in die Stadt Qus, die bereits erwähnt wurde. Wir segelten von dort den Nil hinunter (es war die Hochwassersaison) und von Qus kamen wir nach acht Nächten in Kairo an.*

 

 * Übersetzung des Autors aus dem Arabischen

 

B I L D E R G A L E R I E

 

Medinet Habu – Totentempel des Ramses III. (Autor im Vordergrund)

 

Deir el-Bahari – Totentempel der Hatschepsut

 

Tempel des Ramses II. in Abu Simbel

 

Esna (das Minarett befindet sich hinter dem Tempel und is aus dieser Perspektive unsichtbar)

 

Tempel von Esna nach Vivant Denon 1803 (die Position des Minaretts ist perspektivisch falsch!)

 

Altes Minarette und Tempel von Esna heute (rechts das Minarett aus Vivant Denon´ s Zeichnung)

 

Esna – Ptolemäertempel (Säulenhalle)

 

Esna

Tempel von Edfu

 

Kom Ombo – Tempel des Krokodil-Gottes Sobek und Haroeris

 

Von Ibn Battuta erwähnte Moschee und Zawiya des Sufi-Scheich Abu al-Hadschadsch al-Uqsori im Tempel von Luxor

 

Abb. 2. Die sog. “singenden” Memnon-Kolosse, monumentale Statuen des Pharao Amenophis III vor seinem zerstörten Tempel in Theben-West, um die Mitte des 19. Jahhunderts (Ölgemelde von Hubert Sattler, 1846).

Abb. 3-5. Vor- und Rückansicht beider Kolosse während der Nielschwemme im Jahr 1966 vor dem Bau des Assuan-Staudamms (aus dem Film “Khartoum” über den Mahdi-Aufstand in Sudan).

 

Abb. 6. Abenddämmerung über Memnon-Kolosse im November 2021 (der Autor)

 

Grand Hotel Luxor um die Jahrhundertwende

 

Abendliche Beleuchtung des Hotels Winter Palace in Luxor

 

Hotel Winter Palace in Luxor (Autor im Vordergrund, November 2021)

 

Hotel Sheaperd´ s in Kairo

 

 

Grand Continental Hotel in Kairo

 

Assuan – Das Hotel Old Cataract (Autor links sitzend, rechts jenseits des Nils trohnt über dir Wüste das Mausoleum des Aga Khan III.

 

Assuan – Hotel Old Cataract (Parkanlage vor dem Haupteingang)

 

Mausoleum des Aga Khan III. in Assuan (links im Hintergrund trohnt das Hotel Old Cataract über den Nil)

 

Tempel von Philae südlich des 1. Kataraktes des Nils bei Assuan

 

Ägyptisierende Illustrationen im Friedrich Wilhelm Mader’s Werk “Nach den Mondbergen” um 1920 (die Architektur inspiriert nach dem Tempel von Philae, die Säulen nach dem Tempel von Luxor, wasserspeiende Kolossalstatuen sind ein Produkt der Fiktion.