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und die Fortifikationen im kaspisch-hyrkanischen Bereich

Alexander-Publikation 500

 

 

(VORSCHAU – PREVIEW)

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F O T O G A L E R I E

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Seit 1988 befasst sich der Autor mit methodologischer Analyse zahlreicher antiker historischer Quellen und mittelalterlicher Reiseberichte, die von spektakulären Fortifikationen Alexanders des Großen im nordöstlichen Iran (antikes Hyrkanien) Notiz nehmen und deren archäologische Relikte bislang wissenschaftlich weitgehend unerforscht geblieben sind. Der größte erhaltene Schutzwall besteht aus roten Lehmziegeln und zieht sich etwa 150 km (!) lang östlich vom Südostufer des Kaspischen Meeres, verläuft nördlich der Stadt Gurgan (früher Asterabad) und nördlich des Flusses Atrek weiter in östlicher Richtung bis seine Spuren sich in den Bergen Chorasans verlieren. Es gibt aber Alexander-Tetradrachmonnoch weitere kleinere Wallanlagen an den Abhängen des Elbrus-Gebirges und entlang des südlichen Ufers des Kaspischen Meeres, ja sogar an den Pässen des genannten Bergzuges bis zur sog. Kaspischen Pforte. Jene fortifikatorische Anlagen sollen nach orientalisch-muslimischer Überlieferung von Alexander der Großen (Iskender oder Dhulqarnain) als Schutz gegen den Iran bedrohenden kriegerischen Steppenvölker Zentralasiens gebaut worden sein, wohl als Reminiszenz alter vorislamisch-zoroastrischer Vorstellungen von der Auseinandersetzung zwischen Iran und Turan, dem „Guten“ und „Bösen“ in der Zend-Avesta. Zweifellos in der Anlehnung an die Geschichte im Koran vom Bau einer großen Mauer gegen die „Gog und Magog“ durch Dhulqarnain („Zweigehörnten“ Heerführer der Gläubigen)Iran - Luftaufnahme des Alexanderwalls (nach Kiyani) und Rezeption derselben in der muslimischen Tradition (bei at-Tabari, Masoudi, al-Muqqadasi, Firdausi) wird die Mauer nördlich von Gorgan noch heute von Persern Sadd-e Iskandar (Alexanderwal) und von Turkmenen Kizil Alang (Rote Mauer) genannt. Dass es sich hier um eine geschlossene Bauanlage aus der Zeit des Alexanderzuges handelt, ist eher unwahrscheinlich. Nicht etwa, weil es damals eventuell an solchen Baustrategischen Anlässen mangelte. Vielmehr deswegen, weil so ein gewaltiges Bauprojekt in Anbetracht des sehr kurzen Aufenthaltes Alexanders in Hyrkanien technisch nicht in Gänze durchführbar gewesen wäre. Außerdem würde so ein spektakuläres bautechnisches Unternehmen in Zeiten des Hellenismus historiographisch nicht unbemerkt geblieben. Die Ansetzung einer Datierung größter Teile der Anlage in die spätere parthisch-sassanidische Periode scheint plausibler zu sein, was auch diverse bei den Ausgrabungen an Tageslicht geförderten Kleinfunde und Keramik indizieren.  Auch Historisch kann eine derart großräumige fortifikatorische Tätigkeit in der genannten Zeitperiode – wie etwa jene im Reich der Mitte –  mit der Hunnen-Invasion in Verbindung gebracht werden. Es ist durchaus plausibel die Mauer als die „Chinesische Mauer“ Irans zu bezeichnen. Das alles würde aber keinesfalls bedeuten, dass wir den historischen Alexander den Großen als möglichen Initiator zur Ersterrichtung diverse Fortifikationen im kaspisch-hyrkanischen Bereich als ein Mythos betrachten oder seine Historizität gar gänzlich als arabische Märchenerzählung aus „Tausend und einer Nacht“ verwerfen. Denn nicht nur in der hin und wieder legendenhaften mittelalterlichen arabisch-persischen Alexanderliteratur wird eine militärische Bautätigkeit des Königs überliefert, sondern eben auch bei den griechisch-römischen Alexanderhistorikern (etwa bei Arrian und Curtius Rufus), was bislang in der Alexanderforschung praktisch unbemerkt geblieben ist. Diese antiken Berichte, obwohl fragmentarisch überliefert, geben jedenfalls explizite die Notiz von fortifikatorischen Ansätzen Alexanders im genannten geographischen Bereich. Diese primären Quellen wurde bislang noch in keinem Kontext zur Alexanderzug wissenschaftlich berücksichtigt. Jedenfalls ist unumstrittene Tatsache, dass die in den antiken Quellen erwähnte Fortifikationen zweifellos auf seinem Eroberungszug nach Indien im Laufe seiner kaspisch-hyrkanischen Expedition (329 v.Chr.) von Alexander erbaut worden sind. Nach der Eroberung von Kerngebieten des altpersischen Reiches der Achämeniden setzte Alexander (laut Arian und Curtius Rufus) die Verfolgung des Dareios III. Kodomanos Richtung Osten nach Baktrien und kam bis nach Hekatonpylos – der Stadt der Hundert Tore. Er fand hier die Leiche des inzwischen ermordeten Großkönigs und setzte die Verfolgung seiner Mörder weiter nach Osten durch die Kaspische Pforte nach Hyrkanien und zum Südostufer des Kaspischen Meeres. Hier in der Stadt Zadrakarta (nahe Gorgan) schlug Alexander sein Lager auf – Zwecks einmonatiger Erkundung des neu eroberten Vielvölkerlandes. Die Bautätigkeit eines Schutzwalles durch Alexander den Großen erfolgte während eines strategisch wichtigen Feldzuges gegen die Tapurer und Marder. Beide Völker waren vermutlich nichtarische kaspisch-turanische Stämme, die südlich des Kaspischen Meeres siedelten. Die beiden Namen haben sich etymologisch im mittelalterlichen und neuzeitlichen geographischen Provinzbezeichnungen Tabaristan und Mazanderan erhalten. Seit ersten kartographischen Aufzeichnungen des Südostufers des Kaspischen Meeres durch die Offiziere der kaiserlich-russische Schwarzmeerflotte (Graf M. I. Vojnovitsch, Fürst N. N. Murawjew) galt die Grenzgegend zwischen Persien und Russischen Imperium nicht mehr gänzlich als eine „Terra Incognita“, jedoch verirrte sich selten ein Europäer in diese gefährliche Gefilde. Der erste fachlich gebildete Europäer, mutig und listig am Charakter, der diese Gegend Mittelasiens im Jahre 1863 als hinkender „türkischer“ Derwisch „Reschid Efendi“ bereiste und bemerkenswerte Notizen aufzeichnete, war der ungarische Orientalist und Asienforscher jüdischer Herkunft Hermann Vámbéry (1832-1913). Sein Reisebericht (1865), dass in mehrere Sprachen übersetzt worden ist, legte Vámbéry grundlegende wissenschaftliche Exposition für alle weiteren modernen topographischen und feldarchäologischen Forschungen.  Eine Ausgrabung des langgestreckten archäologischen Areals wurde nur stellenweise durch iranische Antikenbehörde unternommen und zuletzt wurden Teile des Alexanderwalls von britischen Forschern untersucht, jedoch ohne eingehende Berücksichtigung historisch-topographischer Angaben bei den antiken Alexanderhistorikern und bei Hermann Vámbéry. Der Autor bemühte sich auf mehreren selbst geführten Forschungsexpeditionen durch nordöstlichen Iran sowie mit freundlicher Unterstützung zuständiger iranischer Behörden die Forschungs- und Fotogenehmigungen im betreffenden Gebiet zu erhalten, methodologisch und systematisch zu prüfen, im welchen Kontext die orientalischen Überlieferungen vom Bau einer großen Mauer gegen „Gog und Magog“ durch Dhulqarnain (Alexander den Großen) zu den historischen Tatsachen stehen.

 

N. N. Murawjew´s Reisebericht und seine Landung am Südufer des Kaspischen Meeres

 

Expeditionen in den Jahren 1988 und 1995

(Auf den Spuren Alexanders des Großen von Ragae über die Kaspische Pforte nach Hyrkanien und zum Kaspischen Meer)

Die Ruinen von alten Ragae in Medien und der Weg zur Kaspischen PforteDie Ruinen von alten Ragae in Medien und der Weg zur Kaspischen Pforte

 

Kaspische Pforte

 Kaspische Pforte

 

Firuzkuh und der Passübergang bei Firuzkuh

 

Südliche Abhänge des Elbrus-Gebirges östlich der Kaspischen Pforte

 

Hekatonpylos

Hekatonpylos

 

  Auf dem Alexanderwall nordöstlich von Gorgan und mit einem Revolutionswächter beim Alexanderwall nahe Gonbad-e Qabus