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Das antike Observatorium der Sabier von Harran PDF ►

 

(VORSCHAU – PREVIEW)

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F O T O G A L E R  E

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Eski Sumatar - Panorama am westlichen Horizont

Eski Sumatar – Panorama mit Planetarium am westlichen Horizont   Grafik anzeigen und vergrößern ►

 

Eski Sumatar – Panorama beim Löwenrelief mit östlichem Horizont   Grafik anzeigen und vergrößern ►

 

Berichte muslimischer Historiographen über die Sabier von Harran und ihre Tempel

Al-Masudi (Arabisch)Über die hochverehrten Gotteshäuser und berühmten Tempel der Sabier und Anderer; außerdem über manches Andere, das auf diesen Gegenstand Bezug hat und mit diesem Thema zusamenhängt.

Die harranischen Sabier haben Tempel nach den Namen der intellektuellen Substanzen und der Sterne. Zu diesen Tempeln gehört: Der Tempel der ersten Ursache und der der Vernunft; ich weiß aber nicht, ob sie damit die erste oder zweite Vernunft meinen […] Zu den Tempeln der Sabier gehören ferner: Der Tempel der Weltordnung, der der Notwendigkeit, der der Seele von runder Gestalt, der des Saturn sechseckig, der des Jupiter dreieckig, der des Mars länglich, der der Sonne viereckig, der der Venus dreieckig inmitten eines Quadrats, der des Merkur von dreieckiger Gestalt inmitten eines länglichen Quadrats und der des Mondes achteckig. – Die Sabier haben in dem, was wir erwähnt haben (d. h. in den oben beschriebenen Tempeln) Symbole und Mysterien, die sie verheimlichen.

Al-Mas´udi, Murūdsch adh-dhahab, Kap. 64

F O R S C H U N G S C H R O N I K

„Nach glänzender Bewirtung verließen wir das gastliche Lager Ibrahim Paschas, um uns südwestlich zunächst zum Besuche des Tektek-Gebirges zu wenden. Dasselbe trägt eine große Reihe von Ruinen, die zum Teil von befestigten Klöstern und Burgen von recht bedeutenden Städten stammen. Die größten vom mir aufgesuchten Städteruinen waren Sur Matar und Schu´eb Schar. In beiden Orten befanden sich große künstliche Tells, gekrönt von Citadellen, und zahlreiche Reste aufragender Gebäude, aus Kalksteinquadern schön gefügt, bei einzelnen Steinen fanden wir Steinmetzzeichen, die einem großen römischen A nicht unähnlich erschienen. Das Merkwürdigste an den Städten des Tektek-Gebirges war, dass sie aus den oberirdischen und unterirdischen Wohnungen bestanden. […] In Sur Matar stand ein sehr roh gearbeiteter Löwe. Auf einer die Stadt beherrschenden Anhöhe fanden wir hier die Reste eines großen Gebäudes, in dessen Hof die Torsen von Gewandstatuen, ganz ähnlich den Siegesgöttinnen, lagen. Übrigens haben wir auch in Wiranschehir Reste solcher Siegesgöttinnen gefunden. Sehr merkwürdig waren in Sur Matar ferner zwei kräftig gebaute, runde Türme, von Pilastern flankiert, auf exponierter Anhöhe außerhalb der Stadt, die vielleicht als Totentürme, vielleicht als Wachtürme gedient haben mögen […] Ruinenhügel, in den Fels gehauene Brunnen und zusammengefallene Steinhaufen, die alte Ortschaften bedeuten, bezeichneten den Weg, den wir vom Tektek-Gebirge nach der sogenannten Quelle des Chabur, nach Ras el ´Ain, nahmen. Aber der Besuch des Tektek-Gebirges sollte nicht ohne weitere Schwierigkeiten vor sich gehen. Gleich am ersten Tage waren wir von unserer aus Lastkamelen bestehenden Gepäck-Karawane abgesprengt worden […] wir schliefen auf dem Felsen, und trotzdem hatten wir jeden Tag gegen 6 bis 7 Stunden zu reiten und in gewohnter Weise zu arbeiten, zumal die von uns aufgenommenen Ruinenstätten vor uns noch von keinem Europäer gesehen worden waren […] Es ist schwer festzustellen, ob wir absichtlich falsch geleitet worden sind. In den nächsten Tagen begegneten wir einer großen Anzahl von Raubzügen, zum Teil von Leuten Ibrahim Pascha´s selbst, und achtmal wurden wir angegriffen, aber jedesmal konnte ich mich rechtzeitig mit den Leuten verständigen“

Baron Max von Oppenheim (1860-1946), Entdecker von Eski Sumatar im Jahr 1899

Historische Aufnahmen von Eski Sumatar

Eski Sumatar – Ruinen des großen Gebäudes und heute verschollene Statue eines Kriegers (Segal 1953)

 

Forschungen des Autors

Erste Expedition 1995

(Autopsie des archäologischen Areals)

                 Marilaha-Hügel mit den Reliefs und Inschriften                           Henri Pognon´s Grotte mit Skulpturen und Inschriften

 

Eski Sumatar - Venus-Tempel & Eingang in die Krypta des Venus-Tempels           Venus-Tempel mit dem Zentralhügel im Hintergrund                          Eingang in die Krypta unterhalb des Venus-Tempels

 

Zweite Expedition 1999

(Entdeckung des Löwen-Reliefs)

Harran & Eski Sumatar

                    Harran – Die Ruinen der großen Moschee                                                   Eski Sumatar – arabische Kinder im Dorf

 

Schuayibschehr

Eski Sumatar – Die Ruinen von Şuayıbşehir

 

              Eski Sumatar – Yahiya neben dem Mond-Tempel                                         Eski Sumatar – Yahiya neben dem Löwenrelief

 

Eski Sumatar – Panoramablick vom Mond-Tempel nach Süden mit Zitadelle (A), Marilaha-Hügel (B), Sonne-Tempel (C), Jupiter-Tempel (D) und Saturn-Tempel (E). Am Südosthimmel der aufgegangene Mond.

 

Dritte Expedition 2000

(Felszeichnungen)

     Eski Sumatar – Relief und Inschrift auf dem Marilaha-Hügel.                  Ein arabischer Dorfjunge zeigt uns in der oberen Grotte                                                                                                                   die sabischen astralen Symbole und Felszeichnungen

 

Vierte Expedition 2002

(archäoastronomische Messungen, Filmen)

Eski Sumatar – Marilaha-Hügel (Links). Blick von der Zitadelle nach Südwesten

 

Astronomische Messungen auf dem Marilaha-Hügel

 

Sonnenuntergang am westlichen Horizont von Eski Sumatar (Blick vom Marilaha-Hügel)

 

Mit Mehmet, dem Mudir von Eski Sumatar auf dem Marilaha-Hügel

 

Fünfte Expedition 2004

(Interwiev mit Mudir von Eski Sumatar & Filmen)

Mehmet, der Mudir von Eski Sumatar

Mehmet, der Mudir von Eski Sumatar erklärt die alten Erzählungen der Beduinen

 

Eski Sumatar – Mit dem Geländewagen kreuz und quer durch das archäologische Areal (oben die Überreste des Venus-Tempels)

 

Sechste Expedition 2007

(Identifizierung der Tempelanlagen, Filmen)

Zum letzten Mal in Eski Sumatar

Zum letzten Mal in Eski Sumatar – Welche Überraschung bereiten uns die geheimnisumwobenen Ruinen nun vor?

 

Mit dem Gelendewagen durch das untere Siedlungsareal von Eski Sumatar

Mit dem Geländewagen durch das untere Siedlungsareal von Eski Sumatar (auf dem rechten Bild oben der Venus-Tempel, auf dem linken Bild oben der Sonne-Tempel)

 

  Löwenrelief (links) und merkwürdige astrale Felszeichnung in einer unterirdischen Grotte von Eski Sumatar (rechts)

 

Eski Sumatar Deutsch

Das antike Observatorium von Eski Sumatar

Neue historisch-topographische und archäoastronomische Überlegungen anhand einer Planetenkonstellation vom 17. 5. 93 n.Chr.

(Zusammenfassung)

Das vorliegende Projekt befaßt sich mit der systematischen Erforschung des antiken Astralheiligtums und des astronomischen Observatoriums von Eski Sumatar im nördlichen Mesopotamien (Provinz Şanlıurfa, Südost-Türkei). Den Hauptgegenstand der Forschung bilden die antike Topographie und Archäoastronomie. Aus der Forschungsgeschichte wird deutlich, daß über dieses Thema bislang nur kürzere epigraphische, archäologische und religionsgeschichtliche Aufsätze verfaßt worden sind, während es noch immer an einer den Anforderungen der modernen Wissenschaft genügenden Monographie fehlt. Es war J. B. Segal, der 1953 in den Ruinen von Eski Sumatar die Planetenheiligtümer der alten Sabier von Harran aus arabischen Quellen erkannte und sie im Zusammenhang mit der theoretischen Studie von Chwolsohn (1856) interpretierte. In den Jahren 1995 und 1999 führte ich eine ausführliche Autopsie des archäologischen Areals von Eski Sumatar durch. Dabei wurde ich auf die Eigenartigkeit der architektonischen Konstruktionen aufmerksam, die bislang keine bekannte Parallelen aufweisen. Anhand einer mit Hilfe des Computers entdeckten Planetenkonstellation aus dem 1. Jh. n.Chr. kam ich zur Annahme, daß die Bauten in Eski Sumatar wohl der traditionellen sabischen Astrolatrie dienten und gleichzeitig von einer noch nicht entschlüsselten Praktik der Sternkunde zeugen könnten. Die Himmelskonstellation ereignete sich am frühen Abend des 17. 5. 93 n.Chr. am westlichen Horizont und stimmt überraschend genau mit den topographischen Gegebenheiten vor Ort überein. Nach dem Sonnenuntergang um etwa 20.45 h Ortszeit folgten alle Planeten und die schmale Sichel des zunehmenden Neumondes auf der Ekliptik im Halbkreis eng aufeinander: Saturn, Jupiter, Mond, Merkur, Mars und Venus. Die sieben Planetenheiligtümer von Eski Sumatar weisen die gleiche Reihenfolge im Halbkreis nahe des westlichen Horizontes auf. Somit bilden sie die Projektion der Ekliptik. Darüberhinaus bilden die Planeten Merkur, Mars und Venus eine Art Konjunktion im Sternbild der Zwillinge, und es ist interessant, daß genau die Heiligtümer dieser Planeten in der Nähe der Doppelgrotte liegen. Die Doppelgrotte dürfte demnach einem Abbild des Sternbildes der Zwillinge entsprechen. Es kam auch zu einer Konjunktion bzw. Bedeckung des α Leo (Regulus) durch den Saturn und gleichermaßen des δ Cancri durch Jupiter, was zusätzlich einen imposanten Effekt am Himmelsgewölbe auslöste. Nun stellt sich die Frage, wie interpretierten die sabischen Sterndeuter dieses außergewöhnliche Himmelsereignis. Jedenfalls dürften sie so sehr überrascht worden sein, daß sie nachträglich den astralen Gottheiten entsprechende Heiligtümer erbauten. Es bleibt aber nach wie vor offen, ob sie diese Konstellation bereits berechnet haben. Das Jahr 93 n.Chr. würde so für die Datierung sowohl den terminus postquam als auch den terminus antequam bedeuten. Bei der Begehung des Areals 1999 stieß ich nahe des Mondheiligtum auf ein monumentales Löwenrelief, das zweifellos das Sternbild des Löwen symbolisiert. Diese Löwendarstellung und eine Kriegerstatue beim Marsheiligtum könnten ebenfalls beweisen, daß es sich hier nicht bloß um Familiengräber nomadischer Herrscher handelt, wie dies zuletzt J. Drijvers 1980 behauptete. Meines Erachtens handelt es sich nicht nur um eine Kult- und Grabstätte, sondern um ein präzise eingerichtetes und zugleich einzigartig erhaltenes antikes Observatorium. Mit der Entdeckung jener astronomischen Planetenkonstellation öffnen sich allerdings neue Forschungsperspektiven zur Geschichte, Topographie und Datierung des Fundortes. Für die astronomische Auswertung des Areals wäre es wichtig festzustellen, wie sich die Bauten nach den Himmelsrichtungen, Planeten sowie Sternbidern orientierten und welche Rolle die Äquinoktien, Solstitien, die Prezession und der Azimut bei ihrer Konstruktion spielten. Die systematische Untersuchung und Vermessung des Areals ist dringend notwendig, da die Ruinen ständig abgetragen werden und so eine Rekonstruktion der Anlage bald ausscheidet – ein großer Verlust für die Wissenschaft. Die Forschungsergebnisse des Projektes würden nicht nur das Wissen über einen spezifischen wissenschaftlichen Bereich wesentlich erweitern (antike Topographie, Archäoastronomie, Geschichte der Astronomie), sondern könnten diese einzigartige Erbe der Menschheit vor dem Verfall retten.

 

Eski Sumatar English 

The ancient observatory of Eski Sumatar

New considerations of the historical topography and archaeoastronomy according to the astronomic planetary constellation of 17. 5. 93 A. D

(summary)

The main objective of this project is a systematic exploration of the ancient stellar sanctuary and astronomic observatory of Eski Sumatar in northern Mesopotamia (province Şanlıurfa, southeast Turkey). The main object of this research is an ancient historical topography and archaeoastronomy. A review of prior research clearly shows that up to now on this topic only shorter epigraphical, archaeological and religious-historical essays have been written, but there is no monograph, which satisfies the demands of modern science. It was J. B. Segal, who in 1953 recognized in the ruins of Eski Sumatar the planetary sanctuaries of the old Sabians of Harran mentioned in the arabic sources. He interpreted them in connection with the theoretical study of Chwolsohn (1856). In 1995 and 1999 I led a detailed autopsy of the archaeological area of Eski Sumatar. During this occasion I became aware of the peculiarity of the architectural constructions, which have no parallels in antiquity. According to the planetary constellation from the 1stcentury A. D. (discovered with  computer assistance). I hypothesized that the buildings in Eski Sumatar had been constructed for a traditional Sabian astrolatry and at the same time functioned for an as yet not understood astronomical practice. The planetary constellation happened in the early evening of 17. 5. 93 A. D. at the western horizon and corresponds exactly with the topographical realities on the site. After sunset, around 20.45 h local time all planets and the narrow sickle of the increasing new moon appeared on the ecliptic in the semicircle close together: Saturn, Jupiter, Moon, Mercury, Mars and Venus. The seven planetary sanctuaries of Eski Sumatar have the same order in the semicircle near the western horizon. Hence they form the projection of the ecliptic. In addition the planets Mercury, Mars and Venus form a kind of conjunction in Gemini and it is interesting that the sanctuaries of these planets lie exactly near the double-cave. So the double-cave could correspond to the image of Gemini. Further a conjunction took place covering the α Leo (Regulus) through  Saturn and of  δ Cancri through Jupiter, which additionally caused an imposing effect in the heavens.  The question of how the sabian astrologue interpreted this exceptional heavenly incident arises.  Perhaps they were so surprised, that they built the corresponding sanctuaries for the stellar deities. It remains unclear if they had predicted this constellation. The year 93 A. D. is the division point for the dating and also signifies terminus postquam and  terminus antequam. During the survey in this area in 1999 I found  a monumental relief of a lion near the Moon-sanctuary which undoubtedly symbolizes the constellation Leo. This lion-depiction and the statue of a warrior at the Mars-sanctuary could also prove that we are not only dealing with the family-tombs of nomadic sovereign as J. Drijvers in 1980 claimed. In my opinion, we are not only dealing with  a cultic area and graves, but also with a precisely furnished and at the same time uniquely preserved observatory from antiquity. The discovery of this astronomical planetary constellation opens new research perspectives for the history, topography and dating of  Eski Sumatar. For an astronomic interpretation of the area  it will be important to determine how the buildings are oriented relative to the sky-direction, planets as well as constellations and which role the equinoctiums, solstitiums, the precession and the azimuth played at their construction. A systematic investigation and measure of the area is urgently necessary, because the remains are being destroyed and a reconstruction of the buildings will soon be  impossible – an enormous loss for  science. The new results of this project widens not only the essential knowledge over a specific scientific area (ancient topography, archaeoastronomy, history of the astronomy), but could also save this unique heritage of  humanity before decay.

 

Literatur und externe Links:

Theodor Háry, Skrivnostni Sabijci iz Harana – po sledeh izginule civilizacije (1999)

https://de.wikipedia.org/wiki/Sumatar